Hallo Birgit! Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Wir sind ganz gespannt, welche Einblicke du uns gibst. Fangen wir doch mit zwei Einstiegsfragen an. Magst du uns davon erzählen, welche Bedeutung digitale Spiele für dich haben? Was spielst du gerne?
Eigentlich spiele ich gerne Abenteuer. Also mein Liebling ist Monkey Island - besonders Teil 3, weil es für mich am besten geht -, aber auch Rollenspiele sind eigentlich toll, nur dass Stone Age 2, das einzige, das ich wirklich gut spielen konnte, schon lange eingestellt ist. Aber so ab und an spiele ich auch gerne Lebenssimulationen, oder sowas wie Pokémon - sowohl die ganz alten Game Boy Spiele als auch Pokémon Go. Und sowas wie Star Trek Timelines, auch wenn ich keine Ahnung hab, in welche Kategorie das fällt. Trading Cards, nur ohne Trade? Jedenfalls Spiele, wo ich Fortschritte merke, Ziele erreichen kann.
Sehr cool! Ich bin auch großer Fan der Pokémon-Reihe und von Adventures! Und damit sind wir ja auch schon direkt beim Thema. Du sagst, du konntest Stone Age 2 als einziges Rollenspiel wirklich gut spielen… woran liegt das? Möchtest du uns von deiner Behinderung erzählen und wie sich das darauf auswirkt, welche Spiele für dich überhaupt barrierefrei sind?
Also, zunächst mal hab ich verschiedene Behinderungen und weiß gar nicht genau, welche da wirkt, beziehungsweise ob es Wechselwirkungen gibt. Diejenigen, die da zumindest eine Rolle spielen könnten, sind, dass ich nur ein Auge habe, von Geburt an. Das heißt, ich habe noch nie 3D sehen können, mein Hirn hat einfach immer nur einen Seh-Input gehabt und für mich sieht deshalb alles aus wie auf einem Foto. Den alten, analogen mit Filmentwicklung und ohne Filter (Wer weiß, was für Zweiäugige heute alles bei Fotos drin ist?). Dann bin ich neurodivergent. Ganz genau weiß ich nicht, ob ich lediglich hochsensibel oder autistisch bin, mir fehlen aber in jedem Fall Reizfilter, weshalb weniger optische Informationen generell besser sind und mich weniger überlasten. Und dann ist da noch meine Migräne, die auch noch mit reinspielen kann. Das sorgt dafür, dass Spiele dann für mich barrierefrei(er) sind, wenn die Grafik 2D ist und am besten nicht allzu viel optisch auf einmal passiert. Beim Beispiel von Monkey Island 3 ist es so, dass sich manchmal ein paar Figuren von sich bewegen in einem Bild, der Bildausschnitt aber statisch bleibt und Protagonist Guybrush an den Bildrand und dadurch ins nächste Bild geht, und nicht etwa die Szene sich mit seinen Bewegungen verändert. Das hilft sehr, weil so nur ein kleiner Teil wirklich verändert wird und das Hirn nur darauf reagiert. Weniger Reize. Und eben, dank 2D-Grafik, eine Perspektive, die für mich natürlich und realistisch ist.