Der Hori Flex Controller ist ein besonderer, assistiver Controller speziell für die Nintendo Switch. Er funktioniert prinzipiell genauso wie der Xbox Adaptive Controller und ist damit - zumindest theoretisch - ein super Controller für Gamer*innen mit körperlicher Behinderung, die am liebsten Nintendo-Spiele zocken. Ob der Controller aber das hält, was er verspricht, und ob er mit dem Adaptive Controller von Microsoft mithalten kann, zeigen wir euch jetzt!
Hori Flex Controller
Technologievorstellung
Einleitung
Die Anschaffung
Anders als der Xbox Adaptive Controller, ist der Hori Flex leider nicht so einfach in Deutschland erhältlich und auch deutlich teurer! Laut Herstellerangaben ist der Controller aktuell neben Japan, nur in Norwegen, England und den USA bestellbar. Das heißt, auf die normalen Kosten kommen zusätzlich noch eine Menge Versand- und Zollgebühren oben drauf. Wir haben den Controller im amerikanischen Shop von AbleGamers gekauft und inklusive Versand und Zoll ca. 315€ gezahlt (Stand Januar 2023).
Der Controller
Viele unserer Tester*innen hat der Hori Flex Controller an alte Retro-Controller erinnert. Auf der Oberfläche sind alle Tasten, die auch ein normaler Switch Controller hat. Theoretisch braucht der Hori Flex demnach keine externen Buttons, um alle Tastenbefehle ausüben zu können, natürlich würde er aber so nicht seine wichtigste Funktion erfüllen: Das individuelle Gaming Set-Up!
Wie beim Xbox Adaptive Controller befinden sich auf der unteren Seite Eingänge für 3,5mm Kabel - auch bekannt als “Aux-Anschluss”. 18 Anschlüsse, einer für jede Taste. Hier kannst du alle Taster oder Hebel mit dem passenden Kabel anschließen. Neben den Aux-Anschlüssen gibt es auch noch zwei USB Anschlüsse zum Anschließen von Joy-Sticks. Einen auf der linken Seite für den linken Analog-Stick und einen auf der rechten Seite für den rechten Analog-Stick.
Soweit ähneln sich Xbox Adaptive Controller und Hori Flex sehr stark, doch spätestens beim Einrichten der Konsole werden die ersten Unterschiede deutlich:
Das Einrichten
Soweit ähneln sich Xbox Adaptive Controller und Hori Flex sehr stark, doch spätestens beim Einrichten der Konsole werden die ersten Unterschiede deutlich: Die Nintendo Switch erkennt den Hori Flex als regulären USB-Controller und bietet daher keine besonderen Einstellungen auf der Konsole selbst an. Die komplette Einrichtung musst du auf dem Computer machen und vorher ein extra Programm herunterladen. Das hat unseren Tester*innen nicht so gut gefallen. Für Leute ohne Computer, die einfach nur auf der Switch zocken wollen, ist das eine große Barriere. Außerdem funktioniert das Programm nur auf Windows PCs und ist nur auf japanisch und englisch verfügbar.
Das Programm zum Einrichten des Hori Flex, könnt Ihr hier herunterladen: HORI | Flex Controller Settings App
Das Programm zum Einrichten ist auf den ersten Blick eher einfach gehalten. Du kannst insgesamt 6 verschiedene Profile erstellen, zwischen denen du auch immer während des Spielens hin und her wechseln kannst. Darüber siehst du verschiedene Eingänge und damit verbundenen Tasten. Drückst du auf eine Taste, erscheint ein weiteres Fenster:
Jetzt kannst du für jeden angeschlossenen Taster entscheiden, welchen Tastenbefehl er ausführen soll, ganz klassisches Button Remapping also. Der Hori Flex kann aber noch ein bisschen mehr: Wie auf dem Screenshot zu sehen ist, kannst du pro Taster drei Tastenbefehle festlegen. Diese werden ausgelöst durch 1.) normales Drücken, 2.) gedrückt halten und 3.) zwei mal hintereinander drücken. Zusätzlich lassen sich noch die Dauern bzw. die Intervalle (z.B. wie lange gedrückt halten) genau einstellen. Das hat uns sehr gut gefallen! Im Hauptmenü kannst du übrigens auch die Empfindlichkeit der Joy-Sticks anpassen.
Die Einstellungsmöglichkeiten sind also sehr umfangreich und stehen dem Adaptive Controller in nichts nach. Jetzt kommen wir aber zu einem Problem, für das der Hori Flex zwar nichts kann, die Möglichkeiten des Controllers aber deutlich einschränkt. Der fehlende Copilot.
Zur Erinnerung: Mit der Copilot-Funktion der Xbox könnt ihr zwei Controller so miteinander verbinden, dass sie von der Konsole als nur ein Controller erkannt werden.
Dank der Copilot Funktion ist der Xbox Adaptive Controller für viele Gamer*innen eine Ergänzung und kein kompletter Ersatz für einen regulären Controller. Schließlich müsstest du sonst 19 Taster gleichzeitig bedienen, wenn du ein komplexes Spiel spielst.
Dadurch, dass die Nintendo Switch keinen Copiloten anbietet, müsst ihr alle Eingaben über den Hori Flex bedienen. Das heißt, wenn das Spiel es verlangt, müsst ihr 18 Taster gleichzeitig bedienen, plus die Joy-Sticks. Die Möglichkeit, Tasten auch direkt auf dem Hori Flex selbst drücken zu können sowie bis zu drei Befehle auf einen Taster zu legen, helfen zwar etwas, gleichzeitig aber keinen regulären Controller nutzen zu können, kann das Spielen sehr erschweren!
Ohne Copilot stellt sich auch die Frage, wie das mit den Joy-Sticks aussieht. Hier hast du prinzipiell zwei Optionen: Du kannst einen normalen USB Controller von Hori nutzen oder einen externen Joy-Stick. Beispielsweise den Optima Joy-Stick. Letzterer kostet jedoch nochmal 350€ extra. Steckt den Controller oder Joy-Stick nun an den passenden USB Eingang vom Hori Flex und es kann losgehen.
Wichtig: Hast du einen Controller angeschlossen, funktioniert nur der linke bzw. rechte Joystick (je nachdem wo du ihn reinsteckst) die anderen Tasten funktionieren nicht!
Kommen wir aber wieder zu einer richtig coolen Funktion: Du kannst den Hori Flex mit einem Eye Tracker verbinden und so jegliche Switch Spiele mit deinen Augen steuern!
Eye Tracker
Mit dem richtigen Equipment ist es möglich, den Hori Flex Controller mit einem Eye Tracker zu verknüpfen. Was ein Eye Tracker ist, haben wir in der Beurteilung zu Eye Build It schon einmal erklärt. Das ganze funktioniert über ein extra Programm, in dem du Felder auf deinem Bildschirm aktivieren kannst. Auf diesen Feldern sind Tastenbefehle zu sehen, schaust du das Feld an, wird der Befehl ausgeführt. Das hat unseren Tester*innen sehr gut gefallen!
Ist der Hori Flex mit dem Eye Tracker verbunden, kannst du zusätzlich noch verschiedene Taster nutzen. Das heißt, hierdurch ist eine Art Copilot möglich. Du musst nicht alle Tasten über den Eye Tracker bedienen, sondern kannst auch weiterhin deine normalen Taster und Schalter nutzen. Da das Einrichten dieser Verbindung etwas kompliziert und leider mit viel kostspieliger Zusatztechnik verbunden ist, haben wir die ausführliche Anleitung samt Auflistung aller benötigten Technik hier nochmal detailliert aufgeschrieben:
Eine alternative Anleitung, samt hilfreicher Bilder findest du hier: Leider ist diese nur auf Englisch verfügbar:
Wie das ganze dann in der Praxis aussieht, zeigen wir in diesem Video:
Fazit
Der Hori Flex Controller bietet viele gute Ideen, die rein technisch den Xbox Adaptive Controller sogar übertreffen. Besonders die Möglichkeit mehrere Befehle auf einen Taster zu legen und natürlich die Verknüpfung mit dem Eye Tracker haben bei unseren Tester*innen einen tollen Eindruck hinterlassen. In vielen anderen Punkten kann der Controller aber leider nicht überzeugen. Das Menü ist nur auf dem PC verfügbar, es gibt keine deutsche Übersetzung, das Design ist sehr lieblos und auch die Konfiguration ist nicht so intuitiv wie auf der Xbox. Dazu kommt der fehlende Copilot, der die Möglichkeiten des Controllers doch deutlich einschränkt. Und schließlich natürlich die Anschaffung. Der sehr hohe Preis und die langen Wartezeiten bei einer Lieferung aus den USA sind natürlich sehr schade. Vor allem, wenn du den Controller nur mal ausprobieren möchtest und ggf. zurücksenden willst, wird das sehr kompliziert. Alles in allem bietet der Hori Flex also gerade auf der rein technischen Seite sehr tolle Ideen, scheitert dann aber an der Nutzerfreundlichkeit.