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Feelbelt

Hilft bei auditiven Einschränkungen
Foto: www.feelbelt.de

Preis: 119€ (Stand März 2024)

Systeme: alle mit AUX-Anschluss

Erschienen: 2022

Homepage des Herstellers: Sensit!

Bewertet von: Inklusive OT Ohmstraße, Jugendzentrum.digital

Einleitung

Wir durften in den letzten Monaten den Feelbelt, ein Produkt der Firma Sensit! testen. Der Feelbelt ist ein elektronischer Gürtel, der an eine Tonquelle angeschlossen werden kann. Aus dem Tonsignal wird dann Vibration erzeugt, die die tragende Person den Ton an der Hüfte und am Bauch spüren lässt. Wir haben uns den Feelbelt angeguckt und getestet, ob und wie er Barrierefreiheit unterstützen kann.

Der Feelbelt ist größer und schwerer als normale Gürtel. Er besteht aus mehreren verlinkten, beweglichen Elementen. An der Vorderseite ist ein kleiner Joystick, der in vier Richtungen kippbar ist.

Bedienung

Die Bedienung des Feelbelts ist recht einfach gestaltet. Du legst den Gürtel um die Hüfte und befestigst ihn hinten mit einem Magnetverschluss. Obwohl er natürlich schwerer ist als ein normaler Gürtel, lässt er sich so auch alleine bequem an- und ablegen. Der Feelbelt ist in mehreren Größen erhältlich: Größe 1, mit 72cm-110cm und Größe 2, mit 110cm-150cm Umfang. Wir hatten beide Größen im Test und haben festgestellt, dass wir die größere Variante nie gebraucht haben. Allen Jugendlichen aus unseren Test-Gruppen hat der kleinere Gürtel gepasst. Gerade bei den jüngeren und zierlicheren Jugendlichen in unseren Testgruppen war selbst die kleinere Größe manchmal bereits zu groß.

Der Verschluss des Gürtels ist hinten und funktioniert mit einem Magneten. An beiden Seiten des Verschlusses ist ein Gummiband. An einer Seite kann das Gummiband auch noch verlängert werden. Der Magnet ist ziemlich stark und schnappt sehr leicht von alleine zu. So konnten unsere Jugendlichen in den Gruppen den Gürtel problemlos alleine anlegen. Wenn du eine motorische Einschränkung hast, ist es vielleicht schwieriger.

Angeschlossen wird der Feelbelt über ein weit gebräuchliches Audiokabel/ Klinkenkabel. Das Kabel wird von der Quelle des Tons in den Feelbelt geführt. Ein zweites Kabel führt dann vom Feelbelt zu einem Paar Kopfhörern. Du bist also bei der Benutzung schon ein wenig verkabelt und solltest darauf achten, dass die Kabel eine geeignete Länge haben und du nicht zu nah am Bildschirm sein musst oder Stolperfallen verursachst, weil die Kabel zu lang sind. Das ist natürlich wesentlich einfacher, wenn, wie im Fall der PlayStation 5, ein Klinkenport am Controller ist. Dann steckst du den Feelbelt einfach dort ein und brauchst kein langes Kabel. So ist es auch möglich, dass du dich trotz des Feelbelts an der Hüfte frei bewegen kannst. Die Stärke der Vibration kannst du direkt am Gürtel angepassen. Dazu dient der Joystick vorne am Gürtel. Du musst in der Mitte auf den Joystick drücken und für kurze Zeit gedrückt halten, um den Feelbelt zu starten.

Oben an der der Vorderseite des Gürtels befinden sich zwei Steckplätze für Klinkenstecker. An einer Buchse ist ein Symbol für den Audioeingang und an der anderen ein Symbol für die Kopfhörer. Hierüber wird der Feelbelt verbunden.
Vorne am Feelbelt ist ein kleiner Joystick. Du kannst den Joystick in vier Richtungen bewegen. Mit oben und unten regelst du die Lautstärke. Mit links und rechts regelst du die Stärke der Vibration.

Erster Eindruck

Zuerst fiel unseren Tester*innen auf, was für ein ungewohntes, aber interessantes Gefühl der Feelbelt erzeugt. Ein paar wenige hat das am Anfang etwas erschreckt, aber der Großteil war sofort begeistert. “Ist ja fast wie die Vibration von einem Controller”, meinte eine Testerin zu der  Frage, warum sie sich nicht, wie manche anderen, erschrocken hat. Im Gesamten gefiel unseren Gruppen die Möglichkeit, durch den Gürtel zusätzliches Feedback zum Videospiel zu bekommen. “So fühlt sich das Spiel noch echter an”, sagte uns einer unserer Tester.

Auch unser Schülerpraktikant Leo hat den Feelbelt getestet. Er fand den Gürtel sogar so gut, dass er ihn selbst haben möchte. Leo sagt: "Mit dem Feelbelt machen die Spiele noch mehr Spaß!"

Sound erleben

Kommen wir zum Aspekt der Barrierefreiheit. Auch hier ist der Gürtel sehr interessant. Da Tonsignale in Vibration übersetzt werden, bietet sich die Möglichkeit für eine neue Form der Wahrnehmung im Videospiel. Vibration im Videospiel ist natürlich nichts Neues und wird schon seit vielen Jahren in Form von Motoren in Controllern genutzt. Was kann der Feelbelt also bieten?

Hier müssen wir zwei verschiedene Zwecke unterscheiden: Sound im Gesamten erleben und wichtige Geräusche spüren.

Beginnen wir mit Sound erleben.

Der Feelbelt kann ein Ersatz-Erlebnis für Menschen, die eingeschränkt oder gar nicht hören können, erzeugen. Der Feelbelt vibriert unterschiedlich, je nachdem in welcher Frequenz, also wie hoch oder tief die Töne sind, die der Feelbelt aufnimmt. Das funktioniert echt gut und man kann unterschiedliche Tonhöhen auch unterschiedlich fühlen.

Es wird allerdings immer die gesamte Tonspur des Spiels in Vibration übersetzt. Das heißt, es kommen, je nach Spielszene, Musik, Stimmen und Soundeffekte gleichzeitig zusammen und werden gemeinsam in Vibration übersetzt. Das kann es dir schwer machen, die Quellen der Vibration zuzuordnen. Beispielsweise, wenn nicht alle Quellen der Geräusche - und damit Vibrationen - auf dem Bildschirm sichtbar sind. Dann kann es sein, dass du Vibrationen spürst, die du aber nicht zuordnen kannst, weil du nicht siehst, was sie auslöst. Vermeidbar ist dies, wenn ein Spiel Geräuschuntertitel bietet, wie zum Beispiel in Minecraft der Fall. Dann weisst du auch immer, welches Geräusch, welche Vibration auslöst.

Damit du dir deine perfekte Erfahrung schaffen kannst, sind Audioregler für Musik, Effekte und Stimmen wichtig, die zum Glück in Videospielen weit verbreitet sind. So kannst du zum Beispiel durch das Herausfiltern von Hintergrundmusik einen Fokus auf die Stimmen im Gespräch legen. Anschließend könntest du dann in einer Action-Passage die Lautstärkeregler wieder mit Fokus auf Soundeffekte einstellen.

Unseren Tester*innen hat der Feelbelt zum Erleben von Sound gut gefallen und viele empfanden die Vibration als Unterstützung beim Eintauchen in die Spiele. Lediglich das häufige Anpassen der Audio-Regler war für die Jugendlichen auf Dauer anstrengend, fanden es aber trotzdem notwendig, um den Feelbelt gut nutzen zu können.

Verschiedene Ton-Regler, wie bei Super Smash Bros. Ultimate, können dir helfen den Ton so zu regeln, dass du mit dem Feelbelt genau das spürst, was du spüren möchtest.

Wichtige Signale wahrnehmen

Abseits vom Erleben des Sounds kann der Feelbelt es für Menschen mit einem eingeschränkten Hörvermögen möglich machen, wichtige Audio-Signale eines Spiels, statt akustisch, über Vibration wahrzunehmen. Auch, wenn du eine Seheinschränkung hast und in Spielen auf Audio-Hinweise angewiesen bist, kann ein Feelbelt für dich nützlich sein, indem er wichtige Hinweise zusätzlich betont. Vor allem für Menschen, die beides, eine Seheinschränkung und eine Höreinschränkung haben, kann ein Feelbelt dann sehr hilfreich sein. In allen drei Fällen, kann ein Feelbelt dir dabei helfen, wichtige Signale der Spiele wahrnehmen zu können.

Voraussetzung hierfür sind aber die richtigen Audio-Einstellungen auf Seite der Spiele.

Damit der Feelbelt dir helfen kann, wichtige Tonsignale des Spiels als Vibration wahrzunehmen, muss es auch hier möglich sein, den Ton des Spiels anpassen zu können.

Gerade im beliebten Mario Kart 8 Deluxe ist es zum Beispiel nicht möglich, Audio-Einstellungen vorzunehmen, was die Nützlichkeit des Feelbelts in Bezug auf Barrierefreiheit von auditiven Hinweisen hier dämpft. Dies ist jedoch ausdrücklich keine Kritik am Feelbelt, sondern am Spiel, das solche Einstellungen bieten sollte.

Am meisten geholfen hat der Feelbelt unseren Tester*innen beim Spielen von Street Fighter 6. Dieses Spiel bietet umfangreiche Audio-Einstellungen, die es ermöglichen, wichtige auditive Hinweise hervorzuheben und individuell abzumischen. So bietet sich die Möglichkeit, die entstehenden verschiedenen Vibrations-Signale zu deuten und darauf zu reagieren. Das hat unseren Tester*innen richtig gut gefallen und war das eindrucksvollste Ergebnis, das wir mit dem Feelbelt erzielen konnten, wenn es um das Wahrnehmen wichtiger Hinweise geht. Leider sind solch umfangreiche Einstellungen bislang noch eine Seltenheit in Videospielen.

Fazit

Der Feelbelt ist ein tolles Gerät, dessen Benutzung nicht nur Spaß macht, sondern das vielen Spielenden eine zusätzliche oder alternative Ebene der Wahrnehmung ermöglichen kann. Er ist jedoch vollkommen abhängig von den Spielen und den Einstellungen, die diese bieten. Mit den richtigen Einstellungsmöglichkeiten ist der Feelbelt nicht nur ein tolles Tool, um durch die Vibration noch tiefer in das Spielgeschehen einzutauchen, sondern auch ein gutes Gerät, um vor allem Menschen mit Höreinschränkungen ein besseres Spielerelebnis zu bieten. Unsere Tester*innen würden sich wünschen, dass einstellbar ist, dass nur bestimmte Teile der Audiospur zum Feelbelt übertragen werden, um eine zielgerichtetere Wahrnehmung zu ermöglichen.

Wenn du Fragen zum Feelbelt hast oder unsicher bist, ob er dir helfen kann, dann schreib uns gerne!

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