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Gaming mit Behinderung - So spielt Lili mit Dyskalkulie!

01.02.2023 • Interviews • Netzwerk • von Saskia Moes

In diesem Interview berichtet die Gamerin Lili von ihren Erfahrungen beim Spielen und welche Anforderungen sie persönlich an Barrierefreiheit in digitalen Spielen hat. So möchten die Teams vom Spieleratgeber-NRW und Gaming ohne Grenzen Sichtbarkeit für verschiedene Behinderungen schaffen und einen Beitrag zur Förderung von Barrierefreiheit in Games leisten. 

Dieses Interview ist ebenfalls auf dem Spieleratgeber-NRW erschienen!

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Weiterhin versteht sich der Spieleratgeber-NRW als pädagogischer Reflektor der Gaming-Kultur. Er berichtet über Veranstaltungen und beleuchtet aktuelle Trends, Studien und die pädagogische Praxis. Außerdem bietet er wertvolle Anregungen zur zeitgemäßen Medienerziehung und Didaktik.

Die Anforderungen an Barrierefreiheit digitaler Spiele sind so vielfältig wie die Menschen, die diese nutzen wollen. Behinderungen fallen sehr unterschiedlich aus und so stoßen Spieler*innen auf sehr verschiedene Barrieren. Dann heißt es oftmals kreativ werden: Einige nutzen Technologien oder entwickeln andere hilfreiche Strategien. Doch nicht alle Hürden lassen sich selbständig überwinden. So wird der Wunsch der Community immer deutlicher, Menschen mit Behinderung in den neuesten Spiele-Entwicklungen mitzudenken, mit einzubeziehen und Gaming langfristig für alle zu ermöglichen.

Hi Lili! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Ich würde mich freuen, wenn du dich einmal vorstellen könntest. Welchen Stellenwert haben Games in deinem Leben? Was spielst du am liebsten? 

Hallo und danke für die Möglichkeit. Ich heiße Lili und ich nahm mit 6 Jahren das Zauberschwert in die Hand und erkundete die Insel der Träume. Auf der Suche nach den Instrumenten, um den Windfisch zu wecken, bin ich wohl in der Pixelwelt verblieben. Der Game Boy war mein Einstieg, nach Zelda folgten viele andere Welten, die ich erkundete. Es ist aber oft sehr schwierig, da die Kampfsysteme stets auf Zahlen beruhen. Ich habe Dyskalkulie, eine Teilleistungsstörung, die sich auf den Umgang mit Zahlen und alles, was ihnen anhängt, beeinträchtigt. Kein Kampfsystem in Videospielen kommt ohne Zahlen, Diagramme oder Ähnliches aus. Für jemanden mit einer Störung in diesem Feld sind die Hürden oft unüberwindbar. 

Monster Hunter: World (Capcom): Viele Zahlen und Balken, dazu eine Karte, die sich mitdreht sind schwierig zu verstehen, wenn man Richtungen nicht gut wahrnehmen kann.

Du hast es gerade schon kurz angerissen, dass die Dyskalkulie auch einen Einfluss auf das Gaming hat. Kannst du einmal genauer darauf eingehen, welche Barrieren dir beim Spielen begegnen?

Ja, sehr gerne. Hauptsächlich bei der Vergabe bzw. Beurteilung verschiedener Werte. Ich ziehe da gerne die neue Ansicht der Pokémon-Spiele heran. Die Grafiken über die verschiedenen Werte sind für mich nicht lesbar. Egal ob anhand der Zahlen oder der bildlichen Grafik selbst. Es wäre schön, wenn es da einen Farbcode geben würde, etwa rot für niedrig, gelb für mittel oder grün für perfekt, für einen Wert.
Ein anderes Problem, gerade bei Action-Spielen wie Monster Hunter, ist die Distanz. Ich sehe nicht, wie weit ich vom Gegner entfernt bin oder, ich sehe nicht so schnell, aus welcher Richtung ein Angriff kommt bzw. wie weit er noch von mir entfernt ist.

Es ist für dich also hilfreich, wenn Werte noch zusätzlich farblich markiert sind. Gibt es weitere Elemente oder Einstellungsmöglichkeiten, die dir helfen können?

Ja, das wäre hilfreich oder eben durch entsprechende Symbole. Weitere Einstellungsmöglichkeiten wären ein Traum, aber realistisch gesehen funktioniert kein Spiel ohne den Faktor Zahl bzw. räumliche Wahrnehmung. Es wäre vielleicht gut, wenn mir ein akustisches Signal sagen könnte, wann ich ausweichen muss bzw. wann ich nahe genug am Gegner bin. Ein guter Freund von mir hat mir ein entsprechendes Addon für einen schweren Bosskampf in The Elder Scrolls Online entwickelt. Mit diesem Addon wird der Bildschirm kurz heller und es erscheint die Meldung "jetzt ausweichen" und ein Pfeil zeigt wohin. Es gibt also durchaus Möglichkeiten, sie müssten nur mehr umgesetzt werden.

The Elder Scrolls Online (Bethesda Softworks)

Super, dass du die Möglichkeit hattest, dir von einem Freund so ein Addon programmieren zu lassen. Aber dafür muss man natürlich erstmal Personen mit diesem Wissen und Können kennen. Besser wäre es natürlich, wenn das Spiel dies von sich aus anbietet. Ich denke, dass Barrieren in Games für Menschen mit Dyskalkulie noch nicht so bekannt sind. Umso wichtiger finde ich es, dass wir darüber sprechen. Wenn du dir etwas von Spieleentwickler*innen oder der Gaming-Communiy wünschen könntest, was wäre das?

Das stimmt, ich habe großes Glück mit meiner Gilde in The Elder Scrolls Online. Da wurden schon einige Addons gebaut, da wir viele Leute mit Behinderung haben.
Von der Community würde ich mir oft mehr Verständnis wünschen, denn ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass Leute sagen: "Ja, dann spielt das Spiel nicht, wenn ihr zu dumm dafür seid." Anstatt solcher Kommentare wären konkrete Lösungsvorschläge sinnvoller, gerade in einer Gruppe geht da mehr als man denkt.
Von den Entwickler*innen würde ich mir wünschen, auch Dyskalkulie einzubeziehen, denn sie wird schon im Bildungsdschungel stiefmütterlich behandelt. Es gibt gute Lösungsansätze, die ich dank meiner Freunde schon habe erleben dürfen. Akustische Signale, das Arbeiten mit Farben usw.. Wenn Hobby-Entwickler*innen so kleine Hilfen entwickeln können, sollte es für die Großen kein Problem sein.

Das sehe ich auch so! Vielen lieben Dank, dass du uns Einblicke in deinen Gaming-Alltag gewährt hast und ich freue mich, dass du uns als Expertin in eigener Sache zur Seite stehst!

Über den/die Autor*in

Saskia Moes
Projektleitung bei Gaming ohne Grenzen

"Digitale Spiele faszinieren mich schon mein Leben lang. Ich finde es toll, mich frei in fiktiven Welten bewegen zu können und gemeinsam Spaß zu haben. Mir liegt es sehr am Herzen, dass allen Menschen ermöglicht wird, sich in digitalen Spielen auszuleben. Am liebsten spiele ich verschiedene Online-Multiplayer, gemeinsam mit meinen Freund*innen.”

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